Psychoanalytische Triebtheorien und ihre Bedeutung für eine Kritik der Gesellschaft
Als AK kritische Psychologie treffen wir uns jeden Mittwoch für unseren Lesekreis. Dieses Semester möchten wir uns mit verschiedenen Triebtheorien der Psychoanalyse und deren Bedeutung für eine Gesellschaftskritik beschäftigen.
Die Revision der Psychoanalyse ist von Anbeginn der Disziplin fester Bestandteil der Wissenschaft. Freud selbst überarbeitete seine Konzeption des psychischen Apparats im Laufe seines Lebens immer wieder. So schreibt er in „Die Frage der Laienanalyse. Unterredungen mit einem Unparteiischen“ über die von ihm vorgestellten Konzepte: „es ist eine Hilfsvorstellung wie soviele in den Wissenschaften. Die allerersten sind immer ziemlich roh gewesen. *Open to revision*, kann man in solchen Fällen sagen.“
Der Bedeutung der verschiedenen Revisionen der Psychoanalyse für eine Gesellschaftskritik soll sich zunächst anhand der „Kulturismus-Debatte“ angenähert werden, in der revisionistische Psychoanalytiker*innen wie z.B. der späte Erich Fromm für die konzeptionelle Entschärfung der Triebe kritisiert wurden. Die neue Triebkonzeption setzte den Menschen nicht mehr in einem grundsätzlichen Widerspruch zur Kultur. Durch die Auflösung dieses Widerspruchs, so Marcuse, würden der Psychoanalyse ihre „explosiven Elemente“ entzogen werden. Auch außerhalb dieser prominenten Debatte spielt die Triebkonzeption immer wieder eine Rolle. So wollen wir uns ebenso M. Fakhry Davids Kritik an Frantz Fanon anschauen. Eine modernere Triebkonzeptionen wie etwa die von Mark Solms in „Revision of Drive Theory“ dargestellte Erweiterung auf sieben unterschiedliche Triebe soll außerdem am Ende des Semesters auf ihre Fruchtbarkeit für eine Gesellschaftskritik hin betrachtet werden.
Wir treffen uns zunächst jeden Mittwoch um 19:00 Uhr je nach Wetterlage in oder vor dem Random White House. Gegen Ende des Semesters voraussichtlich nur noch zweiwöchig.
Erstes Treffen: 23.10.2024
Kontakt: kritpsychffm [at] web.de (AK kritische Psychologie)