CALL FOR PAPER: Mögliche Zukünfte
Die AStA-Zeitung wird digitalisiert. Sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse zwingen vieles Bestehende dazu – damit es nicht verschwindet oder überflüssig wird –, sich anzupassen, neue Wege zu beschreiten. Im Fall der AStA-Zeitung ist es Zeit, online zu gehen. Die Print-Ausgabe kann weiterhin abonniert werden. Es wird aber bald eine Website geben, auf der die aktuellen, aber auch alte Artikel zu lesen sein werden. Damit verbunden sind verschiedene, mögliche Zukünfte. Wohin der Weg führt, ist nicht vorgeschrieben, sondern kontingent, also offen und gestaltbar.
Die gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen betreffen nicht nur die AStA-Zeitung. Sei es die „grüne“ Transformation, die akute Wohnungsnot, die allgemeine Teuerung, die Digitalisierung, die allgegenwärtigen autoritären Tendenzen oder die Militarisierung und Kriege in aller Welt – der Journalismus und mit ihm viele andere gesellschaftliche Bereiche stehen vor großen Herausforderungen, um die multiple Krise zu überstehen.
Doch in den Sprüngen, Rissen und Brüchen ist auch Utopisches verborgen. Denn die Krisengemengelage führt dazu, dass vieles neu in Aushandlung begriffen ist und regt damit einen Möglichkeitssinn für eine andere, bessere Zukunft.
„Die Vergangenheit führt einen zeitlichen Index mit sich, durch den sie auf die Erlösung verwiesen wird.“ Walter Benjamin
I. Goethe-Universität
Im letzten regulären Call for Paper der AStA-Zeitung hieß es, dass es möglich sei, dass der Spatenstich für das neue Studierendenhaus bereits im letzten Jahr erfolgt sein könnte. Wie wir heute wissen, ist das eine mögliche Zukunft, die nicht eingetreten ist. Stattdessen lässt der Bau des neuen Studierendenhauses weiterhin auf sich warten, was auch Einfluss darauf hat, wie es dem Campus Bockenheim (nicht) weitergeht. Dieser ist immer noch und immer mehr geprägt von Leerstand. Die Dondorf-Druckerei wird zwar erhalten, doch die Forderungen nach einem Kulturzentrum für alle, die sich fünf Euro für ein Bier nicht leisten können, wurden nicht erfüllt. Das Juridicum ist weiter zugemauert und auch die Kunstbibliothek, der Labsaal und der Hörsaltrakt stehen weitestgehend leer. Auf welche möglichen Zukünfte dürfen wir hoffen?
Während das Studierendenhaus auf dem IG-Farben-Campus bisher nicht gebaut wird, nimmt das Center for Critical Computational Studies (C3S), ein „neu gegründeter Knotenpunkt für inter- und transdisziplinäre Forschung“, neue Formen an. Dafür sollen von mindestens zwölf Professor*innen berufen werden. Das lässt sich die Goethe-Universität und das Land Hessen einen höheren zweistelligen Millionenbetrag kosten. In einem Konzeptpapier heißt es: „C3S widmet sich der Berechnung des Kritischen“. Auf der anderen Seite wurden Kürzungen im mehrstelligen Millionenbereich beschlossen. Die GEW warnt, dass diese massive negative Folgen für Studierende und Beschäftigte haben könnte. Stellenabbau, Verschlechterung des Lehrangebots bis hin zur Anhebung des Semesterbeitrages und Erhöhung der Mensapreise. Welche möglichen Zukünfte müssen wir fürchten?
„Es gehört zum Wesen der Hoffnung, dass sie enttäuscht werden kann, sonst wäre sie ja Zuversicht.“ Ernst Bloch
II. Allgemein
2024 stand bisher unter der Devise, den Kampf gegen rechts aufzunehmen. Das Bündnis „Widersetzen“ und Zehntausende Demonstrierende haben es gar geschafft, den Parteitag der AfD um 30 Minuten zu verzögern. In Frankreich wurde die Regierung des extrem rechten Rassemblement National von Jordan Bardella und Marine Le Pen erstmal verhindert. In Brandenburg, Thüringen und Sachsen wird im September gewählt.
Doch welche positiven Gegenentwürfe – gegen Rechts und das krisenhafte Bestehende – haben wir, über ein Verhindern hinaus, dem entgegenzusetzen? Welche möglichen Zukünfte vermögen es, Gegenmacht aufzubauen?
Wenn wir das Vergangene und Gegenwärtige in Beziehung zu einem möglichen Noch-Nicht denken, entstehen viele mögliche Zukünfte. Diesen wollen wir uns in der neuen Ausgabe nach der Umstellung Gestalt geben. Wir freuen uns auf große und kleine Utopien, konkrete Ideen für positive Auswege aus dem krisenhaften Bestehenden und Beiträge über aktuelle Kämpfe und Praxen, die bereits auf die Möglichkeit einer besseren Zukunft verweisen und den Weg dahin aufzeigen.
„Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt.“ Ernst Bloch
Damit möchten wir auch dazu anregen, wie es Ernst Bloch ausdrückt, „das Hoffen zu lernen“. Also sendet uns eure Beiträge zum Themenkomplex „Mögliche Zukünfte“ bis zum 1. September an zeitungsredaktion [at] asta-frankfurt.de (zeitungsredaktion[at]asta-frankfurt[dot]de)
Da uns für die neue Ausgabe eine Vielfalt an Textformen wichtig ist, probiert euch gerne an Interviews, Reportagen oder anderen journalistischen Textgattungen aus. Auch literarische Einsendungen sind uns willkommen. Gerne könnt ihr davor mit uns in Kontakt treten. Einsendungen, die nicht zum Ausgabenthema passen, können in unserer Rubrik „Forum“ aufgenommen werden.
Egal, welche Textform ihr wählt und zu welchem Thema ihr schreibt, beachtet dabei bitte die Beschränkung auf 10.000 Zeichen.