PM zur Forderung zum Erhalt der Dondorf-Druckerei
Der Frankfurter Städtebaubeirat (STBBR) hat sich in einer Stellungnahme „mit Nachdruck“ für den Erhalt der Dondorf-Druckerei in Bockenheim ausgesprochen.
Diese betont bereits bestehende Forderungen verschiedener Initiativen, die sich für den Erhalt der Druckerei einsetzen. Das 130 Jahre alte Gebäude soll laut dem Städtebaubeirat eine „grundsätzlich gut nutzbare Bausubstanz haben“. Damit wird erneut belegt, dass ein Abriss nicht nur klimaschädlich sein, sondern auch keinen Mehrwert bieten würde. Dagegen könnte ein behutsamer Umbau der Druckerei eine Vorbildfunktion für den zukünftigen Umgang mit bestehenden Gebäuden haben.
"Die Abrisspläne der Max-Planck-Gesellschaft signalisieren, dass die Dondorf-Druckerei für die Verwendung als Institut für empirische Ästhetik als ungeeignet eingeschätzt wird. Anstatt die Druckerei abzureißen wäre es sinnvoller, eine geeignete Fläche für das Institut zu finden. Die Besetzer*innen der Dondorf-Druckerei haben dagegen 19 Tage lang vorgeführt, dass sich der Stadtteil einen solchen Ort als kulturellen Begegnungsraum wünscht. In kurzer Zeit wurden dort Ausstellungen, Kino- und Sportangebote organisiert, womit die Eignung als Teil des geplanten Kulturcampus erwies ist." sagt Timo Wenninger, Referent für Wohnraum des AStA Frankfurt.
Entgegen der Selbstdarstellung der Universitätsleitung trat sie nicht in den Dialog mit den Protagonist*innen und veranlasste eine Räumung des Gebäudes durch die Polizei und anschließend das Eingreifen in die Bausubstanz: Aus Angst vor einer erneuten Besetzung und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit dem Gebäude, steckte das Präsidium den Kopf in den Sand und mauerte die Druckerei lieber zu. Dies steht allegorisch für den Umgang der Universitätsleitung mit historischer Verantwortung und den eigenen Studierenden. Nicht zum ersten Mal setzt das Präsidium auf brutale Räumungsaktionen der Staatsgewalt statt auf einen demokratischen Dialog. Auch nicht zum ersten Mal erstattet die Universität gegen die eigenen Studierenden Anzeigen. „Mit diesem Eingriff in das Gebäude wird dessen Historie mit Füßen getreten. Anstatt die jüdische sowie industriegeschichtliche Vergangenheit mit Missachtung zu strafen, hätte sich die Universität beispielsweise für eine Gedenktafel entscheiden können.“, sagt Willy Breder vom Geschichtsverein "Freunde Bockenheims".
Die Druckerei wird nach den Plänen des Max-Planck-Instituts, nach welchen lediglich die Gebäudefront restauriert und behalten werden soll, auf die Fassade reduziert, was seine Bedeutung als Zeugnis jüdischer Geschichte, Industrie- und Arbeiter*innengeschichte unterläuft. "Die erinnerungspolitische Ignoranz des Unipräsidiums erfüllt uns immer wieder mit großer Sorge. Die Unileitung verpasst hier eine Chance, der Verdrängung von Geschichte etwas entgegenzusetzen. Gleichzeitig könnte der Erhalt der Druckerei einen ökologischen Umgang mit Gebäudebestand demonstrieren und ein Zeichen gegen willkürlichen Neubau setzen." sagt Gianna Gumgowski, Referentin für Ökologie des AStA Frankfurt.
Besonders in Deutschland haben wir eine Pflicht jüdische Kultur erhalten, worauf auch Daniel Navon, Vorstand des Verbands jüdischer Studierender in Hessen, aufmerksam macht: “Ein Abriss eines laut Expert*innen erhaltenswürdigen und entwicklungsfähigen Gebäudes, der mit damit vermeidbaren, hohen CO2-Emissionen verbunden wäre und gleichzeitig ein Stück jüdischer und industriell-lokaler Geschichte unsichtbar machen würde, lässt sich nicht mit den Werten und Selbstversprechungen unserer Gesellschaft vereinbaren.“ Daniel Navon, Vorstand VJSH. Wie auch im Falle des IG-Farben Gebäudes leisten Studierende hier Erinnerungsarbeit, während die Universität jegliche Form von studentischem Protest und Teilhabe im Keim erstickt. "Wir fordern das Universitätspräsidium auf, alle im Zuge der Besetzungen entstandenen Strafanträge zurückzuziehen." sagt Emma Scholz aus dem AStA-Vorstandkollektiv.
Die Druckerei steht von nun an leer und es könnte wegen behördlicher Vorgaben Jahre dauern bis ein Bauantrag für die Fläche genehmigt wird. So sagte der Dezernent für Planen und Wohnen Marcus Gwechenberger im Stadtparlament, dass Voraussetzung für einen Abriss ein Bauantrag auf einem einheitlichen Grundstück ist. Jedoch besteht das Grundstück gegenwärtig aus mehreren Teilflächen mit jeweils eigenen Nummern im Grundbuch. Bis zu einer möglichen Genehmigung wird das Gebäude zu einem sich selbst überlassenden Leerstand. "Einen Leerstand können wir nicht akzeptieren. Mit der Besetzung wurde deutlich, wie sehr sich der Stadtteil einen nicht-kommerziellen kulturellen Begegnungsraum wünscht und das Gebäude in kurzer Zeit wieder mit einer Ausstellung, Kino und Sportangeboten zum Leben erweckt werden konnte." sagt Lukas Geisler, Die Druckerei.
Als Kontakt steht Ihnen Emma Scholz aus dem AStA-Vorstandskollektiv unter dieser vorstand [at] asta-frankfurt.de (Mail) zur Verfügung.