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Transparent: Kritisches Denken braucht Zeit und Raum

Solidarität mit Ralf Roth!

26.10.2022

Gegen die Vertuschung der Beteiligung der Frankfurter Sparkasse an NS-Verbrechen!

Der AStA beobachtet mit Sorge, wie Prof. Dr. Ralf Roth, Professor für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Goethe-Universität, bei seiner Forschung zur Judenfeindschaft der Frankfurter Sparkasse während der NS-Zeit eingeschränkt wird.

Im Rahmen der Verfassung einer Festschrift zum 200-jährigen Jubiläum wurde Prof. Dr. Ralf Roth vom Institut für Banken- und Finanzgeschichte e.V. (IBF) mit der Dokumentation der Geschichte der Frankfurter Sparkasse zwischen 1822 und 1970 beauftragt. Seine Forschungsergebnisse haben ergeben, dass die Frankfurter Sparkasse weitaus umfangreicher an den NS-Verbrechen beteiligt war als bisher angenommen. Prof. Dr. Ralf Roth hat eindringlich aufgezeigt, dass die Frankfurter Sparkasse aktiv an der wirtschaftlichen Verfolgung von Jüd*innen mitgewirkt hat, so etwa an der Arisierung und der Enteignung im Zusammenhang mit Deportationen.

In der Folge sah sich der Vorstand des IBF dazu gezwungen, „interessewahrend“ zu handeln und den Werkvertrag mit Prof. Dr. Ralf Roth aufzukündigen, um das öffentliche Prestige des IBF sowie das seiner Auftraggeberin, der Frankfurter Sparkasse, nicht zu beschädigen.

AStA-Vorsitzender Mathias Ochs kommentiert diese Vorgänge so: „Hier werden wissenschaftliche Erkenntnisse gegen wirtschaftliche Interessen ausgespielt. Die Kündigung des Vertrags mit Prof. Dr. Ralf Roth ist nichts anderes als der Versuch, die Verstrickungen der Frankfurter Sparkasse mit dem Nationalsozialismus zu verschleiern, um in der Öffentlichkeit ein positives Bild von der Geschichte der Sparkasse zu zeichnen. Da eine Aufarbeitung solcher Verstrickungen Schrammen in diesem Bild hinterlassen könnte, wirft man wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse gerne auch einmal über Bord.“

AStA-Vorsitzende Kyra Beninga ergänzt: „Wir kennen solche Vorgänge nur zu gut vom 100-jährigen Jubiläum der Goethe-Universität 2014. Die kollektive Feierlaune, die das Universitätspräsidium damals inszenieren wollte, sollte um keinen Preis getrübt werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der NS-Zeit war da unerwünscht. Die gleiche Tendenz lässt sich nun beim 200-jährigen Jubiläum der Frankfurter Sparkasse beobachten.“

In der Presse wurde ausführlich über die Einschränkung der Forschung Prof. Dr. Ralf Roths berichtet. Auf der Homepage des AStA findet sich dazu nun eine detaillierte Broschüre, welche die skandalösen Vorgänge dokumentiert. Damit beabsichtigt der AStA, eine notwendige Debatte um dieses Thema anzustoßen.

In diesem Zusammenhang richtet sich der AStA ausdrücklich an die Leitung des Fritz-Bauer-Instituts der Goethe-Universität, das am historisch belasteten IG Farben-Campus ansässig ist. Der AStA wünscht sich eine Solidarisierung des Fritz-Bauer-Instituts mit Prof. Dr. Ralf Roth und regt an, ihm im Interesse einer kritischen Geschichtswissenschaft die Gelegenheit zu geben, seine Position im Rahmen einer Veranstaltung öffentlich kundzugeben.