weitermachen! Zum 70. Geburtstag von Benjamin Ortmeyer
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung ist inzwischen auf YouTube online verfügbar.
28.04.2022 18.30 Uhr Festsaal (1. Stock) des Studierendenhauses in Bockenheim
Der AStA der Goethe-Universität Frankfurt lädt anlässlich des 70. Geburtstags von Benjamin Ortmeyer am 28. April zu einer Veranstaltung ein, die den fortdauernden Einsatz des ehemaligen Leiters der Forschungsstelle NS-Pädagogik gegen Nazismus, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und reaktionäre Bürokratie würdigt. Begleitet von Video- und Fotosquenzen wollen wir im gemeinsamen Gespräch mit Benjamin Ortmeyer die Stationen eines bewegten Lebens dokumentieren. Moderiert wird das Gespräch von Adrian Oeser.
Ein wichtiges Anliegen Benjamin Ortmeyers war und ist die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, was 2012 zur Gründung der Forschungsstelle NS-Pädagogik gemeinsam mit Micha Brumlik führte. Mit seiner Arbeit an der Forschungsstelle hat Ortmeyer weit über den Wirkungskreis der Universität hinaus die Auseinandersetzung mit einer Erziehung nach Auschwitz aufgegriffen und ins Gedächtnis gerufen, dass die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit nicht abgeschlossen, sondern auch heute noch notwendig ist. Damit führt die Forschungsstelle die Tradition der Frankfurter Schule fort.
Ortmeyer betont fortwährend, dass die kritische Reflexion über die NS-Zeit und die NS-Pädagogik als Fundament einer demokratischen Haltung zur Vorbereitung auf pädagogische Berufe und den Lehrberuf unerlässlich ist und darum obligatorischer Lernstoff werden muss. „Die Notwendigkeit engagierter Pädagogik gegen Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus zeigt sich gerade jetzt sehr deutlich. Extrem rechte und antidemokratischer Entwicklungen werden immer salonfähiger, weswegen eine kritische Forschung und Lehre in den Erziehungswissenschaften und an der gesamten Universität, beispielsweise in Form der Forschungsstelle, unerlässlich ist“, sagt Newal Yalcin, AStA- Referentin für Politische Bildung.
Die Arbeit des AStA war und ist in vielen Aspekten eng mit der von Benjamin Ortmeyer verbunden. „Es gab immer eine enge Zusammenarbeit zwischen Benjamin Ortmeyer und dem AStA, etwa bei der Verhinderung der Ehrung des SS-Generals Albrecht Schmidt auf einer Ehrentafel im Präsidium oder bei der Umbenennung der nach einem Nazi-Profiteur benannten Adolf-Messer-Lounge“, betont AStA-Vorsitzender Mathias Ochs. Gemeinsam mit den Studierenden setze sich Ortmeyer, seit 2003 an der Goethe-Universität, für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit an der Goethe-Universität ein. So etwa bei der Umbenennung des Norbert-Wollheim-Platzes oder des Trude Simonsohn und Irmgard Heydorn-Saals, die gegen den Willen des Präsidiums durchgesetzt werden mussten.
Darüber hinaus organisierte Benjamin Ortmeyer gemeinsam mit dem AStA zahlreiche Ausstellungen, etwa über den NS-Kriegsverbrecher Josef Mengele oder die „Mädchenstatue für den Frieden“, die an das Leid der sog. „Trostfrauen“ und die damit verbundenen Kriegsverbrechen der japanischen Armee im zweiten Weltkrieg erinnert. Aus vielen der Kooperationen entstanden gemeinsame Publikationen wie die Broschüre „Argumente gegen das Deutschlandlied” oder „Module statt Adorno“. Auch zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen, u.a. mit bekannten Zeitzeug*innen wie dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose, Irmgard Heydorn und Trude Simonsohn wurden gemeinsam mit dem engagierten Ortmeyer realisiert.
„Benjamin Ortmeyer vermittelt eindrücklich den wichtigen Stellenwert, den die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und ihrer gegenwärtigen Implikationen in den Erziehungswissenschaften einnimmt. Er ist einer der wenigen Dozierenden seines Faches, die an der Kritischen Theorie und nicht am Positivismus orientieren. Seit seinem Ruhestand besteht hier eine bedauernswerte und erhebliche Lücke - der Mangel kritisch-theoretischer Veranstaltungen an der Universität wird durch uns als Studierendenschaft beklagt“, ergänzt AStA-Vorsitzende Kyra Beninga.
Der AStA gratuliert Benjamin Ortmeyer herzlich zum 70. Geburtstag und dankt ihm für sein unermüdliches Engagement!