Abhängung eines Banners zum 19. Februar im PEG-Gebäude
Wir unterstützen diesen Offenen Brief, der von zahlreichen Angehörigen der Universität, insbesondere des Fachbereichs 03, unterzeichnet worden ist.
Sehr geehrte Damen und Herren,
am Freitag, den 18.02.2022 wurde im PEG ein Transparent mit der Aufschrift „2 Jahre nach Hanau. Gegen die Angst. Für das Leben. Erinnern heißt verändern! Demo in Hanau, Marktplatz 19.2. 16 Uhr“ über dem Eingang zur Bibliothek aufgehangen. Nach knapp einer Stunde war dieses Transparent jedoch von den Mitarbeiter*innen des Sicherheitsdienst ohne Begründung entfernt worden(es konnte sich später wiedergeholt werden).
Die sich aufdrängende Frage ist: Warum wurde dieses Transparent entfernt? 2 Jahre nach Hanau, der rassistischen Ermordung von 9 Menschen und der Ermordung der Mutter des Täters, soll darauf aufmerksam gemacht und zum Erinnern aufgerufen werden. 2 Jahre nachdem diese Menschen ermordet wurden und die Angehörigen und Hinterbliebenen für Aufklärung kämpfen und damit von Seiten der Behörden meist alleine gelassen werden; 2 Jahre nachdem die Rolle der Polizei ein weiteres Mal, wie zuvor z.B.im NSU-Komplex, unvergleichlich mehr Fragen aufwirft und offenlässt als beantwortet; 2 Jahre nachdem sich ein weiteres Mal die Gefahr rechtsextremer Gewalt in der Ermordung von 10 Menschen manifestiert hat, scheint es uns mehr als notwendig, dass an einer der größten Universitäten in der Nähe des Tatorts nun zur Demonstration und zum Erinnern an die Ermordeten aufgerufen wird. An einer Universität, die sich als demokratisch versteht, sollte dieses Erinnern eine Selbstverständlichkeit sein. Umso mehr an einer Universität, an der mit Franco A. ein (mutmaßlich) rechtsextremer Terrorist studiert, der für viele Student*innen eine Gefahr darstellt.
Wir dachten, es liegt im Interesse der Universität, dass sich Student*innen mit Opfern rassistischer, rechtsextremer Gewalt solidarisieren und sich offensiv für eine Demokratie stark machen, in der alle, unabhängig von race, class und gender, ohne Angst leben können und die gleichen Rechte haben. Dies sollte demokratischer Grundkonsens an einer öffentlichen Bildungseinrichtung wie der Goethe-Universität sein. Leider konnte ein solches Bekenntnis von Seiten der Goethe-Universität anlässlich dieses schrecklichen Jahrestags nirgendwo vernommen werden. Stattdessen wurde das einzige offen sichtbare und aus studentischer Eigeninitiative entstandene Zeichen der Erinnerung an Hanau durch die Universität kommentarlos entfernt. Damit sendet die Universität ein klares Zeichen, dass studentische Mitgestaltung und politische Initiative, die allein ein Mindestmaß an demokratischen Werten einfordert, offenbar nicht erwünscht ist. Das irritiert jedoch, denn wenn die antirassistische und offen demokratische Positionierung der Universität nicht nur ein Lippenbekenntnis sein soll, muss studentische Meinungsäußerung - auch in dem Aufhängen von Plakaten und Transparenten - möglich sein. Eine Behinderung dessen, widerspricht - insbesondere im Kontext des 19. Februars - der öffentlichen Positionierung der Universität.
Wir bitten daher um Stellungnahme zur Entfernung des Transparents.